
Dieses Album, welches am 24.9.1991 erschien, veränderte die Musikwelt wie kaum eine andere Platte. Sie machte den Grunge mainstreamtauglich, beeinflusste zahlreiche Bands und verhalf Nirvana zu ungeahntem Ruhm der so gar nicht gewollt war. Es war der Beginn einer großen, wenn auch leider nur sehr kurzlebigen Karriere von Kurt Cobain und seiner Band die das Leben der Mitglieder dieser sehr nachhaltig veränderte. In diesem Artikel “kurz” mein persönliches Fazit zu dem Album und wie es mein Leben beeinflusste.
Nirvana, diese eine damals noch sehr unbekannte, kleine Band aus Seattle, gegründet im Januar 1987, war anfangs einfach nur eine von sehr vielen anderen Bands die einfach nur Musik aus Spaß an der Freude machten. Wie für so viele andere Bands auch war auch für Nirvana Musik eine Möglichkeit, ihren Ideen und ihren Idealen Ausdruck zu verleihen. Mit Bleach veröffentlichten sie 1989 ihr erstes Album, welches nicht zwar nicht sonderlich erfolgreich war, aber ihr Potential einem breiteren Publikum zeigte. Der Sound war roh, ungeschliffen und etwas… sperrig. Schließlich war das aber auch noch Nirvana in seiner Anfangsphase und der Schlagzeuger wurde zwischenzeitlich ausgetauscht, solange bis man mit Dave Grohl die finale Besetzung am Schlagzeug fand.
Man tourte viel herum, kreuz und quer durch die Staaten und Europa und machte sich in der Underground-Szene langsam aber sicher einen Namen. Noch war zu der Zeit Mudhoney das große Flaggschiff von Sub Pop und des Grunge, doch das sollte sich sehr bald ändern.
Der Geruch des Teen Spirit
Der große und auch unfreiwillige Durchbruch gelang mit Smells Like Teen Spirit welches die Hymne der Generation X wurde welche in den 90ern aufwuchs. Es war eine Zeit, wo die Sowjetunion kürzlich erst zusammenbrach, wo die DDR in der BRD aufgegangen ist, der Ostblock wegfiel und nun stand man als junger Mensch da in dieser Zeit des Umbruches dieser Situation.
Mit Kurt Cobain und Nirvana fand diese Generation ihre Stimme die sie wohl brauchte, um sich auf dieser Welt Gehör zu verschaffen. Come As You Are, Teen Spirit, In Bloom, Drain You und weitere Tracks auf dieser Platte wurden zu Nirvana-Klassikern die vielfach rauf und runter gehört wurden. Besonders Smells Like Teen Spirit wurde sehr häufig auf den Radio- und Fernsehstationen gespielt und so kam es, daß der Grunge in den Mainstream kam. Sehr schnell weckte der Hype um Nirvana auch das Interesse an anderen Grungebands jener Zeit wie beispielsweise Pearl Jam welche ebenfalls durchaus erfolgreich waren. Es war der in den Medien beschworene Seattle-Sound der die Welt eroberte.
Im Gegensatz zum Vorgängeralbum Bleach war der Sound von Nevermind deutlich radiotauglicher und sehr glatt poliert. Es klingt zwar sehr sauber in der Produktion und Abmischung, dennoch kann man sehr deutlich den für Nirvana typischen Rotz deutlich heraushören. Nur daß dem Sound eine deutlich poppigere Note gegeben wurde. In vielen Tracks wechseln sich laut und leise ab, es erzeugt eine große Dynamik zwischen ruhig und sanft und laut und rotzig. Da gibt es mit Polly und Something in the Way ein paar ruhige und doch ernste Lieder und an anderer Stelle gibt es wieder schmutzigen Grunge wie bei Territorial Pissing, Breed und Stay Away.
Das Album hat insgesamt eine sehr poppige Note was man beispielsweise bei Come As You Are und Drain You sehr deutlich hört. Es wurde viel rumgeschraubt am Sound, Stimmen und Gitarren doppelt eingespielt und was nicht alles.
Der Sound wirkt so viel glattgebürsteter, sauberer und reifer als es noch bei Bleach der Fall war. Für all diese Arbeit ist vor allem Produzent Butch Vig verantwortlich.
Der ungewollte Ruhm
Kurt wollte einfach nur Musik machen und seinem Protest durch die Musik freien Lauf lassen. Er wollte gegen das Establishement ankämpfen, gegen den Mainstreamrock wie dieser in den 80ern existierte und ganze Stadien füllte. Bands wie Gun’n’Roses und Kiss sind dafür ein sehr gutes Beispiel. Statt auf Glitzer und Glimmer setzten Nirvana auf Schlichtheit, sie waren einfach sie selbst und setzten den Fokus vielmehr auf die Musik denn als auf das Aussehen.
Doch stattdessen kam es ganz anders. Das Album stieg in die Charts ein und stürzte sogar Michael Jacksons Thriller vom Thron. Der Ruhm erschlug Kurt regelrecht und überforderte ihn am Ende immer mehr und mehr. Er wollte einfach nur Musik machen und wurde stattdessen zu etwas was so nie geplant war. Fans verehrten, ja vergötterten ihn regelrecht für das was er tat. Die Folgen waren unter anderem die fehlende Anonymität im Leben, er wurde Teil der Musikindustrie und Unterhaltungsmaschinerie.
Die Veröffentlichung von Nevermind veränderte sein restliches Leben mehr oder weniger komplett und das in einer Weise, mit der er nicht richtig umgehen konnte. Die Scheidung seiner Eltern belastete ihn schon sehr und nun auch noch das, es hätte so nicht sein sollen.
Das Album In Utero war ein ganz bewusster und geplanter Schritt zurück in Richtung ursprünglichem Sound wie zu Zeiten von Bleach. Es war im Grunde genommen das andere Extrem vom Sound von Nirvana, roh und fast gänzlich unbehandelt. Vom Pop war da schon kaum noch was zu hören. Doch am Ende half es nichts, der ganze Ruhm und der Rummel um ihn machte ihn regelrecht kaputt und den Rest dürfte jeder sicher kennen.
Ob er sich nun umgebracht hat oder ermordet wurde, das überlasse ich jedem selbst.
Jedenfalls hat Nevermind auch heute noch einen gewaltigen Einfluss auf viele Bands. Einige Musiker und Bands wären ohne Nirvana wohl gar nicht erst entstanden oder hätten zumindest nicht den Sound den sie heute haben. Kurt inspirierte eine ganze Menge junger Menschen dazu, selbst die Gitarre in die Hand zu nehmen und spielen zu lernen. Die allermeisten Lieder sind auch relativ einfach nachzuspielen und technisch eher anspruchslos, abgesehen von Stücken wie Aero Zeppelin vielleicht. Es sind vielleicht nur simple Akkordfolgen, genauer gesagt Folgen von Powerchords, doch in Verbindung mit den Texten von Kurt haben sie alle eine gewisse Magie. Sie strotzen vor Energie und verleihen dem ganzen eine gewisse Ausdrucksstärke.
Stets stand für Kurt die Musik im Vordergrund, nicht das große Geld, nicht der Ruhm und auch nicht unbedingt die Show. Doch der Kommerz machte aus seinen Ideen etwas was im direkten Gegensatz zu seinen Idealen stand. Es wurde so ziemlich alles verwurstet, was Nirvana ausmachte und was sie taten. Das legendäre MTV Unplugged Konzert schien wie ein inoffizieller Abschied zu sein als wollte Kurt damit sagen “Tschüss, mach’s gut, bald ist es vorbei.”
Ein Album für die Ewigkeit
Den Titel dieses Artikels habe ich ganz bewusst so gewählt. Von Nirvana habe ich zwar Anfang 2004 schon das erste Mal gehört, aber richtig ins Bewusstsein ist mir diese Band erst im April 2008 gekommen. Mich gab es zwar schon zu Lebzeiten der Band, damals aber war ich noch viel zu jung als daß ich etwas davon hätte.
Ich weiß noch ganz genau, daß auf dem Radiosender EinsLive Anfang April, es müsste so um den 4. oder 5. gewesen sein, damals eine Sendung lief an die ich mich gut erinnere. Sie hieß Platten für die Ewigkeit. Und welches Album wurde in dieser Sendung vorgestellt? Richtig, Nevermind von Nirvana. Es wurde neben Teen Spirit auch noch Come As You Are und Lithium gespielt und viel über Kurt Cobain, sein Leben und Leiden gesprochen und generell einiges über Nirvana. Von da an war ich mir der Band ganz bewusst und kaufte mir, wenn auch erst deutlich später, die Nevermind-Platte im August desselben Jahres.
Ich war nach dem 1. Durchhören der Platte so begeistert davon, daß ich sie mir die Tage und Wochen immer wieder durchhörte. Irgendwann im Oktober dann entschloss ich mich dazu, selber Gitarre spielen lernen zu wollen um die Lieder von Nirvana eines Tages selbst nachspielen zu können.
Am Ende habe ich mehrere Jahre lang Gitarrenunterricht genommen und kann heute nach ziemlich genau 13 Jahren weitaus mehr als nur Nirvana spielen. Zwar hat sich mein Geschmack schon vor langem mehr und mehr in Richtung AC/DC geändert, aber Nirvana bleibt für mich immer noch die einflussreichere Band da ihre Musik es war, welche mich zur Gitarre brachte und mich in meinem Leben nachhaltig beeinflusste.
Und auch wenn es seit langem Malcolm Young von AC/DC ist, der meinen Gitarrensound sehr stark beeinflusste und ich den AC/DC-Sound an der Rhythmusgitarre sehr gut drauf habe, so spiele ich auch heute noch immer wieder im Stil von Nirvana und anderer Grungebands, da dies doch meine musikalischen Wurzeln sind.
Was wäre wohl gewesen, hätte es Nirvana niemals gegeben, oder hätte Nevermind, wie von Kurt sicherlich gewollt, niemals diesen Status erlangt den es schlussendlich doch bekam? Ich denke, die Musikwelt wäre eine andere gewesen. Andere Musiker und Bands hätten die Charts dominiert und vielleicht wäre Kurt heute noch am leben da ihm der ganze Ruhm und das damit verbundene Leiden komplett erspart geblieben wäre. Und ohne Nirvana gäbe es heute viele Bands sicherlich auch gar nicht oder hätten nicht den Sound den sie heute haben sollte es diese noch geben.
Und ohne Nevermind und Nirvana hätte ich wohl nie oder erst sehr viel später den Impuls bekommen, Gitarre spielen zu wollen und wäre nie der Musiker geworden der ich heute. Nirvana brachte mich durch die schlimmsten Jahre meines Lebens und die Musik rettete mir mehrmals den Arsch.
Ich frage mich immer wieder, was wohl wäre, wäre Kurt heute noch am Leben. Was wäre wohl, hätte Kurt das Jahr 1994 komplett überstanden und Nirvana so die Möglichkeit gegeben, ein 4. Album heraus zu bringen. You Know You’re Right war der allerletzte Track den sie Anfang ’94 aufnahmen, bevor sie auf Europa-Tour gingen und in München am 1. März ihr letztes Konzert gaben. Danach ging alles ganz schnell und es war endgültig vorbei.
Wie wohl das nächste Album geklungen hätte? Kurt wollte meines Wissens nach “was ganz anderes” machen, mehr akustische und experimentelle Ideen einbringen, ähnlich wie es die Beatles taten. Vielleicht wollte er auch noch viel mehr Lärm einbringen wie in In Utero. Einfach um die Fans komplett von Nirvana zu entfremden und damit zu… schocken was aus seinem Sound geworden ist. Ideen hatte er jedenfalls reichlich. Und es klingt nicht wirklich so, als wollte er sich umbringen, daher auch die Zweifel am Selbstmord von Kurt Cobain. Immer noch versuche ich mir vorzustellen, wie Nirvana in der 2. Hälfte der 90er gewesen wären und ihr nächstes Album herausgebracht hätten.
So bleibt mir am Ende nur noch zu sagen: Danke Kurt! Deine Musik hat mich die Jahre über begleitet und mich selbst zum Musiker gemacht. Du und deine Musik waren es, die mein Leben bereicherten und mich im Leben mit Leuten zusammenbrachten die selbst musizieren. Ich wollte, ich könnte dir das persönlich sagen aber das geht ja leider nicht. Danke für deine Musik, Danke für alles.
Nevermind hat schon einen sehr großen Einfluss und hat vieles nachhaltig verändert.