Mit der Schule beginnt für viele Kinder der Ernst des Lebens wie man so schön sagt. Leider beginnt mit dieser Zeit auch das Zersetzen des kindlichen Geistes. Das hoffnungslos marode und veraltete Schulsystem ist in fast allen Aspekten komplett ineffizient und hoffnungslos veraltet. Man sagt auch, man lernte für das Leben, nicht für die Schule. Doch im echten Leben ist das genau umgekehrt der Fall. Vielmehr lernt man für die Schule denn als das Leben. Doch statt all das zu ändern, ruht man sich weiterhin auf dem derzeitigen Zustand aus und es kommt zu keinen großen Bildungsreformen.
Mit dem 6., spätestens aber 7. Lebensjahr beginnt die Schulpflicht und für viele Schüler damit auch ein neuer Lebensabschnitt. Die Einschulung der neuen ABC-Schützen wird groß gefeiert und anfangs von sehr vielen auch mit Begeisterung aufgenommen. Schließlich ist es für alle was völlig neues und zunächst aufregendes. Man lernt neue Leute kennen, hat die Möglichkeit, neue Bekanntschaften und Freundschaften zu schließen und was nicht alles.
Doch je nach Fähigkeiten, Charakter und Kompetenzen des Lehrers weicht diese anfängliche Begeisterung für diesen neuen Lebensabschnitt. Aus Spaß wird Ernst, aus neuem wird mit den Tagen, Wochen, Monaten und Jahren reine Routine. Und am Ende weicht die intrinsische Motivation der extrinsischen und aus Interesse wird Langeweile und Frustration. Und kommen die Kinder ins Jugendalter und damit in die Pubertät, wird das schnell noch schlimmer.
Kinder und Jugendliche sitzen abgesehen vom Sportunterricht die meiste Zeit des Unterrichtstages im Grunde genommen nur noch am Tisch und langweilen sich. Ob das Kind nun einen großen Bewegungsdrang hat oder nicht, ob es schnell oder langsam lernt, ob es nun eine große Aufmerksamkeitsspanne hat oder nicht, das interessiert dem Bildungssystem kaum bis gar nicht. Stattdessen werden sie alle mehr oder weniger über einen Kamm geschehrt, ohne Rücksicht auf all diese und noch viele andere Faktoren. Man wird dazu gezwungen, zu sitzen und sich dem Frontalunterricht auszusetzen, ob es einem gefällt oder nicht.
Zusätzlich kommt noch hinzu, daß heute kaum ein Lehrer noch imstande ist, diese jungen Menschen für das was sie lehren (müssen) wirklich zu begeistern. Es wird praktisch nie wirklich erklärt, wofür man was genau braucht im späteren Leben. Stattdessen wird ab der 3. Klasse (zumindest war das bei uns so) immer mehr dazu übergegangen, auf Leistung hin zu arbeiten und zu lernen.
Die Entwertung des Wissens
Mit Einführung der Schulnoten wird der Wert des Wissens auf Noten, auf gute Leistungen hin reduziert. Der Leistungsdruck steigt mit den Jahren immer weiter an und macht die Schüler immer kaputter. Es gilt nur noch, nur noch auf möglichst gute Leistungen hin zu lernen und die Noten werden werden zum “Schwanzvergleich” unter Schülern. Je besser die Noten, umso schlauer kommen sie einem rüber und umso besser ist das Ansehen.
Es beginnt die große Wissens-Bulimie unter den Schülern. Vor den Klausuren wird noch einmal kräftig gebüffelt und sich das Wissen mit aller Gewalt in den Kopf eingeprügelt um dann am großen Tag der Klausur alles wieder auszukotzen. Und am Ende wird das allermeiste wieder vergessen sein, denn schließlich brauchte man es ja mehr oder weniger nur für die Klausur und nichts mehr. Statt also das Wissen mit Begeisterung und Interesse aufzunehmen, also aus einer intrinsischen Motivation heraus wie es sein sollte, wird nur noch mit großem Desinteresse “gelernt” und großer Frust kommt auf.
Die Lehrer wissen heutzutage auch kaum noch die Schüler für das Gelernte ernsthaft zu interessieren und stehen zum großen Teil vor viel zu großen Schulklassen mit Menschen unterschiedlichster Couleur. Und seit längerem kommt hinzu, daß es Dank ausländischer Schüler immer größere Sprachprobleme gibt die mal mehr, mal weniger gut zu lösen sind.
Statt auf die Interesse und Bedürfnisse eines jeden einzelnen Schülers einzugehen und die Individualität zu wahren und zu respektieren wird stur nach Lehrplan vorgegangen.
Ob der vermittelte Unterrichtsstoff einen wirklich interessiert oder nicht, das interessiert dem Bildungssystem auch gar nicht. Viel zu sehr lernt man auf Zwang theoretischen Stoff von dem viele auch sagen würde, daß diesen keiner wirklich im Leben brauchen wird. Ist ja alles nur für gute Noten und so.
Und Schulnoten an und für sich sind auch so eine Sache. Sie waren noch nie ein echtes objektives Maß der Bewertung eines Menschen. Im Gegenteil, sie können auch gezielt als Waffe gegen einen Schüler gerichtet werden, je nach Schüler und Lehrer und das Verhältnis zwischen ihnen. Der eine Lehrer kann dem Schüler eine glatte 1 in der Deutschklausur geben, der andere eine 2+, der andere wiederum eine 2 und so weiter. Fächer wie Mathematik und Physik bieten für sowas von sich aus schon viel weniger Spielraum, nichtsdestotrotz kann auch bei diesen Fächern ein gewisser Spielraum für die Bewertung bzw. Benotung der Leistungen des Schülers bestehen welcher ausgenutzt wird.
Was noch ein Problem darstellt ist die immer weitere Absenkung der Bildungsanforderungen. Es ist schon fast erschreckend, was heute alles das Abitur schaffen kann und danach zur Fachhochschule oder Universität gehen darf.
Und viele “müssen” heutzutage sogar noch in Vorkurse gehen um überhaupt halbwegs fit für den Stoff, der dort vermittelt werden soll, zu sein.
Es darf dort aber auch nicht die bloße Anhäufung von Wissen für die nächste Klausur im Fokus stehen was leider immer noch der Fall ist, sondern es muss das selbstständige Denken, Handeln und Lernen gelernt werden. An den Hochschulen wird einem nicht alles vorgekaut wie auf der Grundschule oder auf den weiterführenden Schulen. Doch das lernen die meisten erst dann, wenn sie bereits auf der Uni sind. Dort erst beginnt das schmerzhafte Erwachen. Vor allem dann, wenn es darum geht, die erste eigene Wohnung in Schuss zu halten, den Haushalt richtig zu führen etc. Im schlimmsten Fall springen die vormaligen Schüler einfach ins kalte Wasser und müssen vieles auf die harte und schmerzhafte Tour lernen.
Statt Wissen für das Leben wird an den allermeisten Schulen zum großen Teil nur Wissen für die nächste Klausur vermittelt was eine ungeheure Zeitverschwendung ist. Vor allem Verschwendung von wertvoller Lebenszeit. Mit echtem Wissen hat das nicht mehr viel zu tun.
Am Ende dient das Gelernte mehr oder weniger nur noch dem Arbeitsleben, der Industrie und nicht mehr dem eigenen Leben. Den Wert des Wissens lernen die Schüler kaum noch zu schätzen, stattdessen soll nur reines Faktenwissen gelernt werden. Ein Hinterfragen dieses Faktenwissens wird auch nicht immer gesehen.
Und die Klausuren? Lückenfüller-Texte, Multiplechoice-Aufgaben und solche Geschichten, das ist alles nur noch totes Wissen was da abgefragt wird. Es ist im Grunde genommen nur noch reines Auswendiglernen für das spätere Auskotzen dieses Faktenwissens. Hinzu kommt noch, bei der momentanen Klausur zu versagen, eine schlechte Note zu bekommen, dadurch möglicherweise seine Versetzung zu gefährden etc. Wissen wird nur noch im Austausch gegen eine gute Bewertung des Schülers vermittelt. Freiwillig lernen tun die wenigsten Schüler, vielmehr zwingen sie sich aufgrund des Leistungsdrucks selbst, bis an ihre Grenzen und viel weiter darüber hinaus zu gehen. Das gewaltsam durch das System erzwungene extrinsische Lernen führt nur dazu, daß den Schülern geschadet wird sodass ihnen jegliche Begeisterung, jegliches Interesse am vermittelten Stoff abhanden kommt.
Ein uneinheitliches System
Deutschland besteht bekanntlich aus 16 Bundesländern die jeweils ihre ganz eigenen Regelungen haben. Davon ist auch das Schulsystem nicht ausgenommen und so kommt es, daß es Dank des Förderalismuses einen großen Flickenteppich an höchst unterschiedlichen Anforderungen an die Bildung der Schüler gibt. Hessen regelt das anders als das Saarland, Rheinland-Pfalz regelt das anders als Bayern, NRW regelt das anders als Berlin etc. Da sind die Leistungsanforderungen in dem einen Bundesland viel höher als in dem anderen und umgekehrt. Ein Abitur in Bayern ist absolut nicht mit dem von Hessen oder NRW zu vergleichen. Und doch verlässt man sich auf das, was in den Zeugnissen der Schüler deutschlandweit steht und es wird alles über einen Kamm geschoren.
Das was in Bayern mit einem 3er-Schnitt bewertet würde, käme in NRW schon als 1er-Schnitt durch. Und die Lehrpläne der jeweiligen Bundesländer sind auch höchst unterschiedlich. In einem Bundesland wird dieses unterrichtet, in dem anderen Bundesland jenes und so kommt es, daß man den Bildungssstand der Schüler bundesweit nicht wirklich richtig miteinander vergleichen kann.
16 Bundesländer, 16 Bildungsminister, 16 Kultusministerien, wie soll das denn funktionieren?
Eine Vereinheitlichung all dieser und vieler weiterer Faktoren scheint nicht in Sicht zu sein. Es tut sich zwar etwas, aber bis man es zu einem echten einheitlichen, zentralen System geschafft hat, ist es noch ein weiter Weg.
Der Bildungsstand des einen Schülers aus Bayern ist deshalb nie ganz mit dem eines gleichaltrigen Schüler aus Berlin vergleichbar. Zumal die Noten wie schon erwähnt auch kein richtiges Maß darstellen können aus genannten Gründen.
Die Missachtung der Individualität
Jeder Mensch ist anders, gleich welchen Alters. Jeder hat seine persönlichen Vorlieben, Neigungen, Einstellungen, Haltungen, Geschmäcker, Interessen etc. Dazu kommt, daß jeder im Leben komplett unterschiedliche Erfahrungen macht, jeder anders aufwächst, jeder ein anderes soziales Umfeld hat, in einem anderen Millieu aufwächst und jeder von Geburt an einfach anders tickt. Das sind alles Sachen, auf die das Schulsystem noch nie Rücksicht nahm. Nach anfänglicher Euphorie über den Beginn des neuen Lebensabschnittes werden diese jungen Menschen nach und nach immer weiter gebrochen durch das System Schule. Die “guten” Schüler werden für ihre Leistungen gelobt während andere wiederum, nur weil sie so sind wie sie eben sind, gemaßregelt werden.
Das System fördert einen gewissen Narzissmus unter den Schülern. Da sind dann die “guten” Schüler die sich auf ihren guten Noten einen runterholen und da sind dann die “dummen” und “schlechten” Schüler die durch diesen Narzissmus welcher anerzogen wird, ausgegrenzt werden. Natürlich ist das nicht überall und bei jedem so, doch gibt es da eine klar erkennbare Tendenz hin in diese Richtung.
Schon seit langem ist es so, daß Kinder die von Natur aus einen größeren Bewegungsdrang als Erwachsene haben, durch das Schulsystem zum stundenlangen Sitzen verdammt werden was wider ihrer Natur ist. Kinder sind nicht dafür gemacht, sich dem stundenlangen Sitzen und dem ebenso langen Frontalunterricht auszusetzen. Sie können so gar nicht ihrer Neugier nachgehen die ihnen angeboren ist, sie dürfen nicht mehr sie selbst sein.
Fürs bloße Kindsein bestraft und diszipliniert zu werden ist nicht der richtige Weg. Statt Dinge zu hinterfragen, die Dinge dieser Welt aus eigenem Antrieb heraus zu erforschen und zu verstehen, wird ihnen nur noch reines Faktenwissen eingetrichtert mit welchem sie, je nach Interessen und Neigungen, wenig bis gar nichts anfangen können.
Die kindliche Neugier wird durch das extrinsische, erzwungene Lernen fast völlig zerstört und im Vordergrund steht somit nur noch das Lernen auf Zwang und auf Leistung. Das größtenteils theoretische Lernen im Klassenraum bringt am Ende nicht viel, wenn die Schüler selbst früher oder später die Lust auf Schule und Lernen verlieren aus genannten Gründen.
Wie könnte man es besser/anders machen?
Das ganze hier sind Ideen und Vorschläge denen ich im Laufe der Jahre begegnet bin und hier aufzeigen will. Natürlich sind das sicher nicht alle Ideen, jedem Leser hier werden sicher noch weitere, andere, vielleicht auch bessere Vorschläge für eine Reformierung des Schul- und Bildungssystems in den Sinn kommen.
Das ganze hier sind nur grob umrissene Gedanken und Ideen, sie alle so ausführlich wie nur möglich zu behandeln würde den Beitrag viel zu lang machen.
Das dreigliedrige Schulsystem und die reine Leistungsorientierung
Das dreigliedrige Schulsystem, bestehend aus Hauptschule, Realschule und Gymnasium sollte auf jeden Fall komplett überdacht werden. Früher noch, also vor über 100 – 150 Jahren, ergab dieses System noch Sinn. Die Volksschulen für die einfachen Arbeiter, die Realschulen hautpsächlich für die Mittelschicht und die Gymnasien für die Beamten- und Offizierslaufbahn.
In aller Regel fangen die Schüler auf der Grundschule ohne jegliche “Vorsortierung” an, alle befinden sich mehr oder weniger auf dem gleichen Bildungsstand. Die Auslese ist ein schleichender Prozess der sich bis hin zur 4., in manchen Bundesländern auch 5. Klasse hinzieht. Je nachdem wie sich der Schüler bisher geschlagen und entwickelt hat, wird eine Empfehlung für die jeweilige Schulform ausgesprochen. Allerdings beginnt da schon das Problem. Die guten Schüler bleiben unter sich und die schlechten Schüler ebenso. Eine Sortierung nach Leistungsstand halte ich von daher nicht für sinnvoll. Klar, sicher halten die “schwachen” Schüler die “starken” durch ihre Defizite hier und da auf, allerdings kann man diesen Umstand durch eine komplette Reformierung und Modernisierung des Systems beheben.
Statt die starken bzw. guten von den weniger guten strikt zu trennen in dem man die einen auf die Hauptschule, die anderen auf die Realschule oder das Gymnasium steckt, sollte man auf richtigen Gemeinschaftsunterricht setzen wo die starken den schwachen wirklich helfen. Gesamtschulen mögen sicherlich eine nett gemeinte Idee sein, allerdings sind sie nach heutigem Stand mehr oder weniger schwach in der Umsetzung.
Denn auch auf dieser Form der Schule liegt der Fokus am Ende doch wieder auf Leistung, nicht auf das Lernen für das wirkliche Leben da draußen. Auch dort wird strikt nach Lehrplan vorgegangen, ohne Rücksicht auf die Interessen und Neigungen der einzelnen Schüler.
Der Unterricht ist auch dort viel zu theoretisch und viel zu weit weg von der Lebensrealität sodass mit dem gelernten nicht viel angefangen werden kann. Es findet schlicht und ergreifend keine Vorbereitung auf das Leben nach der Schule statt.
Waldorfschulen und Montessorischulen verfolgen schon einen interessanteren und generell einen ganz anderen Ansatz. Allerdings fehlen mir da die Erfahrungswerte und ich kenne niemanden der auf so einer Art von Schule war sodass ich über diese Formen der Schulen nicht wirklich Bescheid weiß.
Ich weiß über diese Schulen deshalb nur so viel, wie ich über das Internet darüber recherchieren kann.
Die Ansätze dieser Schulen erscheinen mir zumindest sehr viel… humaner zu sein. Der Mensch steht dabei viel mehr im Fokus als das Lernen auf purer Leistung hin. Statt den Menschen durch dieses Leistungslernen mehr und mehr kaputt zu machen und auf eine leistungsorientierte Gesellschaft hin zu konditionieren, wird unter anderem Wert auf die Individualität des Schülers gelegt statt diese zu missachten und zu versuchen, mit aller Gewalt aus einem Schüler etwas zu machen was er nicht sein will.
Solange der Fokus hauptsächlich auf die reine Erbringung von möglichst guten Leistungen hin gelegt wird, bringen auch Konzepte wie die einer Gesamtschule nur sehr wenig.
Statt auf Noten zu setzen, sollte man sie besser ganz abschaffen oder zumindest ihre übermäßige Bedeutung sehr viel niedriger ansetzen. Wie hier schon erwähnt, haben Noten eine sehr viel geringere Aussagekraft als die allermeisten denken. Sie sind ein rein subjektives Maß der Bewertung eines Schülers, kein objektives aus verschiedensten Gründen. Noten können einen im Extremfall die Versetzung des Schülers gefährden oder den Rausschmiss aus der Schule bedeuten und das ist alles andere als gut.
Insofern können Noten eine Waffe gegen einen Schüler darstellen und das Leben desjenigen sehr nachhaltig beeinflussen. Durch Noten wird dadurch zusätzlicher Druck ausgeübt was den Sinn einer Schule, nämlich das Lernen (für das Leben) noch weiter… entstellt und verdrängt. Und durch diesen Lern- und Leistungsdruck erfüllt eine Schule auch nicht ihren wahren Sinn und Zweck.
Noten sollte man durch andere Bewertungskonzepte ersetzen. Statt einer Zahl sollte für jedes Fach eine genaue Beschreibung des Leistungsstandes ausgeschrieben werden sodass der Schüler trotz der abgeschaffenen Noten immer noch eine Rückmeldung über seinen Lernstand hat. Die Möglichkeit eines Rausschmisses oder des Sitzenbleibens sollte auch abgeschafft werden, denn das bringt auch nicht viel.
Man sollte den Fokus auf wirkliches gemeinsames Lernen setzen, auf Gegenseitigkeit ohne Konkurrenzdruck und ohne jegliche Auslese von Schülern.
Indem starke wie auch schwache Schüler gemeinsam im Miteinander lernen und sich gegenseitig helfen und alle ihr Erfolgserlebnis haben, wird der Leistungsdruck gemindert oder sogar ganz abgeschafft. Niemand sollte Angst vor schlechten Noten haben müssen, niemand sollte um seine Versetzung fürchten müssen, niemand sollte befürchten müssen, wegen schlechter Benotungen ausgegrenzt und in eine Schublade gesteckt zu werden.
Die Idee einer Gesamtschule wo gemeinschaftlicher Unterricht geführt wird, geht zumindest schon mal in die richtige Richtung. Doch es muss noch sehr viel getan werden, denn dieses System krankt am (anerzogenen) Leistungsdruck und fehlender Nähe zum wirklichen Leben. Gut gemeint heißt eben noch lange nicht gut gemacht.
Die individuelle Entwicklung eines jeden Schülers sollte ebenso berücksichtigt und gewahrt werden wie die Tatsache, daß jeder Mensch anders und unterschiedlich schnell lernt. Zu unterschiedlich ist der Mensch als daß man alle über einen Kamm scheren kann.
Für das Leben und nicht für die Schule lernen
Das nächste Problem ist, daß der Unterricht viel zu weit weg von der Lebensrealität ist. Oftmals wird rein theoretischer Stoff vermittelt ohne dabei zu erklären, für was genau man das im Leben braucht. Es heißt nur, man solle fleißig lernen, seine Hausaufgaben machen und stets gute Leistungen abliefern, mehr nicht. Danach wird das meiste an Gelerntem wieder ausgekotzt und vergessen. Das bringt einem am Ende auch nicht weiter und ist nicht weiter.
Mathematik ist für viele das Hassfach schlechthin. Es ist für die allermeisten viel zu abstrakt, zu theoretisch und niemandem wird der Sinn und Nutzen der Mathematik nähergebracht. Viele entwickeln aus Frust heraus eine regelrechte Aversion gegen dieses Fach und das ist sehr schade.
Dabei ist Mathematik so ziemlich überall im Leben anzutreffen und kein Mensch kommt im späteren Leben daran vorbei.
Wenn ein Schüler beispielsweise im späteren Leben mal im Bereich der Physik studieren, sollte diesem möglichst früh klar gemacht werden, worauf es dabei ankommt. Physik ist überall im Leben anzutreffen, von ganz klein bis ganz groß. Wenn man etwa wissen will, wie schnell ein Objekt ist, wie viel Masse es hat, wie stark die Beschleunigung ist etc., dann muss man dieses oder jenes auf jeden Fall wissen. Für die Geschwindigkeit etwa braucht es die Strecke mal die Zeit die das betreffende Objekt für diese Strecke gebraucht hat.
Dann weiß der Schüler schon mal zumindest, welche Zahlen er braucht. Und das ganze kann man auch in der Praxis direkt ausprobieren und nachvollziehen. Es gibt genug Möglichkeiten dafür, entsprechende Experimente durchzuführen.
Einfach nach draußen gehen und die Regeln der Physik direkt “am lebenden Exemplar” ausprobieren, das ist gelebter Unterricht.
Das ist nur eines von unzähligen Ideen und Beispielen die ich hier aufführen könnte, wie man den Unterricht deutlich praxisnäher gestalten könnte.
Damit sollte man in der Schule so bald wie nur möglich anfangen, damit die intrinsische Motivation, der Forscherdrang den Kinder haben nicht unter zu abstrakten und theoretischen Dingen leidet. Der Unterricht sollte auch mal draußen, nicht immer nur drinnen stattfinden denn so kommt man an die frische Luft und hat auch die Möglichkeit, seinem Bewegungsdrang nachgehen zu können. So werden auch die lebhafteren Kinder auf ihre Kosten kommen.
Mit einem sehr viel praxisorientierteren Unterricht können viele Dinge im Leben viel besser veranschaulicht werden. Man kann die Zusammenhänge zwischen Mathematik, Biologie und Physik so sehr viel besser vermitteln und den Schülern besser verständlich machen, wofür man was alles braucht.
Dabei sollte man den Fokus auf die reine Leistungsorientierung hin weg zur Vorbereitung auf das Leben nach der Schule legen. Mit praktischen Beispielen aus dem echten Leben werden viele Dinge besser veranschaulicht und verinnerlicht.
Man kann sich beispielsweise fragen, warum denn Bäume so hoch wachsen können und wie sie das Wasser so hoch bis in die feinsten Verästelungen hin transportieren können. Welche physikalischen Regel spielen dabei welche Rolle? Warum fällt ein Fahrrad beim Fahren nicht einfach um? Warum gefriert Wasser bei Temperaturen unter Null Grad? Welche Tiere leben denn im Wald? Im welchen Verhältnis stehen denn diese Tiere zum Menschen und umgekehrt? Welchen Nutzen haben sie bzw. welchen Beitrag leisten diese für die Natur?
Und nicht nur diese Fragen kann und sollte man während der Schulzeit schnell und einfach beantworten können.
Für das richtige Leben gehört viel mehr als nur das. Eine Schule sollte auch auf das Leben vorbereiten.
Es sollte ein Fach wie etwa Haushaltsunterricht eingeführt werden welches sich mit den wichtigsten Fragen zum Erwachsensein beschäftigt.
Wie fülle ich eine Steuererklärung aus? Wie schließe ich eine Versicherung ab? Wie führe ich den Haushalt richtig? Wie wasche ich die Wäsche richtig? Wie halte ich die Wohnung richtig sauber? Wie gehe ich mit dem Geld welches ich habe richtig um? Wie und wo melde ich mich bei bestimmten Problemen? Wie mache ich das mit den Behördengängen richtig? Wie räume ich die Wohnung richtig auf?
Wie koche ich was?
Es gibt so vieles an Fragen die am Ende der Schulzeit praktisch komplett unbeantwortet bleiben.
Man könnte nun meinen, das sei Aufgabe der Eltern, doch wir leben längst in Zeiten, wo selbst diese nicht immer die hellsten Kerzen auf der Torte sind. Am Ende haben wir dann schlimmstenfalls eine Jugend vor uns, die mit den einfachsten Dingen des Lebens völlig überfordert sind und sich nicht zu helfen wissen.
Es muss dringend was getan werden, damit der Schüler wirklich das Leben lernt. Die Lehrpläne und der vermittelte Schulstoff gehen komplett daran vorbei und ignorieren das ganze als sei das gar kein Problem.
Eine weitere Idee besteht darin, daß an allen Schulen immer wieder mal im Rahmen des Schulunterrichtes Menschen aus unterschiedlichsten Berufen vorbei kommen und aus ihrem Leben und dem Beruf erzählen den sie ausüben. Dadurch sollte eine realistischere Vorstellung davon entstehen, worauf es bei dem jeweiligen Beruf ankommt. Oder die Klasse kommt mehr oder weniger regelmäßig zu einem Betrieb der jeweiligen Branche vorbei und schaut sich die Berufe in der Praxis an. Dabei erklären dann die Mitarbeiter, was genau gemacht wird und in welchem Zusammenhang dieser Beruf mit dem aus der Schule gelerntem steht. So können sich Schüler schon mal vorab ein Bild davon machen, ob sie sich eine Karriere in dieser oder jenen Branche wirklich vorstellen können oder nicht. Nicht immer stimmen die Vorstellungen der Schüler mit der Realität überein und durch diese Praxiserfahrungen werden diese Vorstellungen im Idealfall angepasst und überdacht.
Die Unterrichts- und Lehrmethoden gehören an die Lebensrealität angepasst und erheblich modernisiert. Es müssen die Zusammenhänge der einzelnen Fächer im echten Leben begreifbar gemacht werden damit viel deutlicher klar ist, warum man denn dieses oder jene Fach gelernt werden muss.
Oftmals beklagen sich Schüler, daß sie einen Scheiß lernen müssen, den sie am Ende gar nicht brauchen und genau das ist das tragische am derzeitig vorherrschenden System.
Niemals sollte der Fokus auf Leistung stehen, sondern stets auf intrinsischem Lernen, auf das Hinterfragen der Dinge dieser Welt, auf Erfolgserlebnisse und auf das Miteinander statt dem durch Konkurrenzdruck enstehenden Gegeneinander.
Selbstständiges Denken und Handeln will richtig gelernt sein.
Jeder Mensch ist anders
Es gibt Menschen die lernen schneller und es gibt Menschen die brauchen länger zum lernen. Für erstere bedeutet das weniger Frust da sie die gelernten Dinge besser und schneller verinnerlichen, bei letzterem baut sich schneller Frust auf da sie diese Dinge nicht so schnell verstehen und daher eher daran verzweifeln. Vielleicht lernen diese Schüler auch nur deshalb schlechter bzw. langsamer weil ihnen die Lehrmethoden nicht wirklich zusagen, weil der Lehrer ihnen das nicht gut genug erklären kann oder aus sonstigen Gründen.
Nicht jedem liegt der theoretische Schulunterricht, es gibt welche, die brauchen anschauliche Praxisbeispiele aus dem Alltag um Dinge besser begreifen zu können.
Und oftmals können Lehrer solche Schüler einfach nicht für den zu vermittelnden Stoff richtig begeistern was auch ein großes Problem darstellt.
Gerade wenn sich die Schüler im Pubertätsalter befinden, ist das nicht gerade einfach. In unserem derzeitigen System werden die Schüler einerseits durch diese Phase im Leben, andererseits durch das Schulsystem in einem Spannungsfeld zwischen körperlicher und geistiger Veränderung und steigendem Leistungsdruck gezerrt und regelrecht zerrieben. Gerade das macht ihnen das Leben nicht leicht, vor allem da ihnen die Konditionierung auf reine Leistungserbringung hin das Lernen und die Schule madig macht.
Der eine Schüler lernt am besten durch Lesen, der andere durch Hören, ein anderer wiederum durch Sehen etc. Es gibt die unterschiedlichsten Lerntypen welche alle ihre ganz individuellen Ansprüche haben. Sie alle gleich gut zu bedienen ist natürlich nicht wirklich möglich, dafür bedarf es einer gründlichen Reformierung des Bildungs- und Schulsystems.
Vor allem muss Wert darauf gelegt werden, daß stets der Mensch im Vordergrund steht und nicht die Noten und die damit verbundenen Leistungsbewertungen.
Weiterhin sollte die Individualität eines jeden Schülers respektiert werden anstatt diesen, nur weil dieser noch Kind oder Jugendlicher ist, fürs Kindsein zu bestrafen. Die Maßregelung zerstört die Seele des Schülers mehr als daß es diesem nützt. Die Herangehensweise mit Zuckerbrot und Peitsche ist der individuellen Entwicklung sehr hinderlich und sorgt so für noch mehr Druck und Frustration.
Eine Idee wäre, wie ich in vorangegangenen Absätzen schrieb, ein Schulunterricht, bei dem die Realitätsnähe bzw. die Nähe zum realen Leben im Fokus steht und deutlich fähigeres, kompetenteres Lehrpersonal. Vor allem mehr solches Lehrpersonal braucht es und kleinere Schulklassen. Solange Lehrer vor chronisch überfüllten Schulklassen voller unmotivierter Schüler stehen, wird sich so schnell nichts an der gegenwärtigen Situation ändern.
Der Konkurrenzdruck muss dem sozialen Miteinander und dem gegenseitigen Respekt weichen und da muss möglichst sehr früh angesetzt werden. Was bringt es den Schülern, wenn sie stets um ihre Leistungen bangen müssen? Was bringt es ihnen, Angst und Furcht vor bestimmten Schülern zu haben weil diese einen mobben? Was bringt es ihnen, wenn sie vor einem Lehrer sitzen der ihnen nichts erklären kann? Was bringt es ihnen, Angst vor dem Lehrer zu haben weil dieser streng ist? Was bringt es dem einzelnen, wenn nur noch ein Gegeneinander, jedoch kein Miteinander im Klassenverband besteht? Bestimmte Aspekte des gemeinschaftlichen Miteinanders können erst oder teilweise auch “nur” auf der Schule gelernt werden wie etwa das Schließen von Bekanntschaften, Freundschaften und das Aufbauen sozialer Kompetenzen. Schulen sind nicht einfach nur Orte des Lernens, sondern auch Orte der Begegnung.
Ein Vorschlag wäre auch, daß sich die Schüler selbst aussuchen können, ob sie lieber in einer Klasse, vor vorwiegend theoretischer Unterricht herrscht oder vielmehr praxisorientierter Unterricht mit der Möglichkeit, jederzeit wechseln zu können. So kann sich jeder aussuchen, welche Methodik einem eher liegt, da jeder Mensch ein anderer Lerntyp ist. Da gibt es auf der einen Seite die Theoretiker, auf der anderen Seite die Praktiker und sie lernen alle auf ihre ganz individuelle Weise anders.
Das Lehrpersonal müsste dafür auch entsprechend ausgebildet sein und die Fähigkeiten und Kompetenzen für die jeweilige… “Stilrichtung” haben.
Jedem Schüler muss auf der Schule von Anfang an die Möglichkeit gegeben werden, sich und seine Individualität zu entdecken, zu entwickeln und zu verstehen. Eine bloße Konditionierung auf Leistung hin ist in dieserlei Hinsicht schädlich und steht dieser Entwicklung nur im Weg.
Es sollte dem Schüler das Gefühl gegeben werden, jederzeit selbst entscheiden zu können, welche Richtung er im Leben auf der Schule einschlagen will. Selbstständig denkende und handelnde Menschen, die ein gut ausgeprägtes Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein haben kommen nur zustande, indem man ihnen stets die benötigten Freiheiten im Schulalltag einräumt. Klar gehören gewise Regeln immer zum Leben dazu, von daher sollte es schon einige Richtlinien zur Orientierung geben.
Damit meine icht, daß ihnen die nötigen Umfangsformen, Verhaltens- und Höflichkeitsregeln beigebracht werden müssen, um eine gewisse Ordnung und Struktur im Miteinander zu gewährleisten sodas es nicht zum Chaos im Alltag kommt.
Ein jeder Schüler sollte sich auf der Schule wohlfühlen können ohne Angst zu haben, daß dieser an diesem und auch an den nächsten Tagen weiter ausgegrenzt, schikaniert, fürs bloße Kindsein bestraft und auf sonstige Weise geschädigt wird.
Lehrer müssen lernen, die Schüler so zu akzeptieren wie sie sind anstatt sie “auf Linie” zu bringen als sei man auf einer Kadettenanstalt. Es ist schließlich eine Schule, und nicht die Bundeswehr.
Ganzheitliches Lernen
Es heißt ja bekanntlich, Essen und Trinken halte Leib und Seele zusammen. Mit dem Lernen ist es ähnlich. Nur stures Rumsitzen und Zuhören bringt nicht viel außer daß die Schüler am Ende nur noch gelantweilt sind weil sie sich für den Lernstoff nicht wirklich interessieren. Sie wissen, daß sie das am Ende noch für die Noten lernen, aber nicht für das Leben.
Zum Leben gehört auch Bewegung, der Gang an die frische Luft. Bewegung macht den Kopf frei, das wird hier sicherlich jeder bestätigen können. Warum nicht beides miteinander verbinden und den Unterricht ganzheitlich gestalten?
Es ist eine sinnvolle Idee, das gelernte stets mit dem Körper zu verbinden sodass das Gehirn effizienter lernen kann. Nicht alles, so doch sehr vieles kann man mit körperlicher Aktivität assoziieren was an Lernstoff vermittelt wird. Gerade bei Grundschulkindern ist das ein weitaus besserer Ansatz.
Eine bildhafte Sprache, verbunden mit Bewegung und gehirngerechtem Lernen ist ein effizienterer Weg den man einschlagen kann. Dazu gibt es mehr als genug Ideen und Beispiele von Vera F. Birkenbihl und Ricardo Leppe.
Das Gehirn will gefordert und gefördert werden. Es ist keine Maschine die 8 Stunden am Tag und länger pausenlos vor sich hin rödeln kann. Ohnehin haben jüngere Menschen eine kürzere Aufmerksamkeitsspanne als Erwachsene, von daher ist das stundenlange Sitzen und Konzentrieren auf den Unterricht wider der Natur des Menschen.
Lernen muss stets mit einem Erfolgserlebnis verknüpft sein und ein Scheitern, ein Misserfolg darf niemals bestraft und somit mit Frustration in Verbindung gebracht werden. Lernen soll schließlich Spaß machen und möglichst frei von jeglichen Ängsten und Nöten.
Man darf keine Angst vor Fehlern haben, denn Fehler sind nicht da um bestraft zu werden, Fehler sind da, um aus ihnen zu lernen.
Das Gehirn ist generell immer auf eine Art von Input aus und lernt von sich aus gerne stets hinzu. Nur die Herangehensweisen die das Bildungssystem anwendet, sind komplett falsch und absolut ineffizient.
Man muss das Gehirn wie Muskel verstehen, welcher eine unglaublich hohe Dynamik hat und zu sehr hohen und erstaunlichen Leistungen fähig ist.
Niemand wird dumm geboren, alle Kinder sind ganz am Anfang ihres Lebens auf dem gleichen Stand der Bildung und geistigen Reife.
Man schaue sich an, wie Kinder lernen. Wie sie mit Neugier und Interesse die Dinge dieser Welt erkunden, wie sie ihre Umgebung entdecken wollen. Man schaue sich an, mit welchem Forscherdrang sie an das Lernen herangehen. Die Neugier und die daraus resultierende intrinsische Motivation ist es erst, die den Menschen dazu befähigt, zu lernen.
Man sollte sich immer die Frage stellen, wie kann man das Gehirn dazu bringen, immer weiter zu lernen ohne daß es langweilig wird. Wie kann man es bei der Stange halten, wie funktioniert denn überhaupt der Lernprozess und wie kann man das Gehirn weiter anregen, das sind einige Fragen die man sich stellen kann und sollte. Die Methodik heute etablierter Bildungssysteme ist alles andere als geeignet, um aus Kindern fähige, kompetente und funktionierende Erwachsene zu machen. Sie kommen unfertig aber als funktionierende Kinder in das System rein und kommen als unfertige, kaputte junge Erwachsene wieder heraus.
Lernen muss mit positiven Emotionen und Erlebnissen verknüpft sein, nicht mit Arbeiten auf gute Leistungen hin und der Angst, zu versagen.
Waldorfschulen mögen zwar einen interessanten und nett gemeinten Ansatz verfolgen, doch sind diese Schulen längst nicht alles und nicht für jeden etwas. Es gibt niemals diese eine Schulform für alle, dafür ist der Mensch zu verschieden.
Mathematische Formeln etwa kann man sich durch Merksprüche, Eselsbrücken etc. besser merken. Es gibt ja Möglichkeiten wie etwa Mnemonics, also Gedächtnisstützen mit denen man die Gedächtnisleistung, einmal richtig angegangen und verstanden, um einiges deutlich steigern kann. Und je sinnloser diese Merksprüche scheinen, je lustiger, je komischer, umso besser.
Ob der Inhalt dieser Merkgeschichten nun Sinn ergibt oder nicht, ist nicht weiter wichtig. Was zählt ist, daß man sich diese oder jene mathematische Formel auf diese Weise besser merken kann.
Man muss endlich auch mal komplett neue Wege und Denkansätze zu verfolgen wagen und dazu gehört nun mal auch sowas hier.
Auch das Lernen von Sprachen ist so eine Baustelle die man angehen muss. Wie lernt denn ein Kind die Muttersprache? Wie lernt es diese Sprache zu verstehen ohne das Lernen von Vokabeln, Grammatikregeln, ohne anschließende Klausuren, ohne alles? Kinder wollen mit ihrem Umfeld kommunizieren, weil es die Neugier des Gehirns, die intrinsische Motivation so will. Kinder lernen nach und nach die Zusammenhänge zwischen dem Gesprochenen und dem was damit gemeint ist. Sie sprechen die Worte nach, die Eltern korrigieren es immer weiter. Durch den Umstand, daß das Kind der Sprache der Eltern ständig ausgesetzt ist, bekommt das Gehirn ein Gefühl dafür, wie etwas richtig und falsch klingt. Es bekommt ein Gefühl für die Grammatik und die Aussprache, wie man wann etwas sagt etc. Anders gesagt, das Gehirn lernt die Muttersprache ganz von unten, nicht von oben.
Das Schulsystem allerdings geht genau den anderen Weg, der verkehrt herum ist. An den Schulen wird eine Fremdsprache von oben nach unten gelehrt. Erst die Vokabeln lernen, dann die Grammatik und Rechtschreibung verstehen, dann die Kommunikation.
Bei der eigenen Muttersprache lernt man die Rechtschreibung und Grammatik schließlich auch erst am Ende, wenn man die Grundlagen und etwas mehr auf jeden Fall schon mal drauf hat.
Schlusswort
Das Bildungssystem ist voller Baustellen die es anzugehen gilt, es gibt auch heute noch sehr viel zu tun und in die Praxis umzusetzen.Die Schüler leiden mehrheitlich unter diesem völlig veralteten System und werden zu Sklaven der Industrie hin erzogen und dressiert. Die Individualität wird nach und nach zerstört, missachtet und nicht respektiert. Der Mensch wird im Verlauf der Schullaufbahn darauf abgerichtet, sich immer nach Leistung und bestmöglicher Bewertung zu richten, nicht nach sich selbst, seinen Wünschen und Zielen. Wissen darf nicht den Wert von irgendwelchen Noten auf irgendwelchen Scheinen haben.
Es ist an der Zeit, den Wert des Wissens auf das Leben und nicht auf die Leistung zu legen. Menschen müssen wie Menschen und nicht wie Maschinen behandelt werden. Der Missstand der Wissens-Bulimie muss beendet werden. Das Prinzip von Zuckerbrot und Peitsche muss beseitigt und ersetzt werden. Wer nur auf Leistung hin lernt, verliert bzw. verschwendet damit nur wertvolle Lebenszeit.
Ich kann mal eine kleine Anekdote aus meinem Leben erzählen:
Als ich noch in der 1. Klasse war, waren wir alle dabei, die Buchstaben und damit allererste Worte schreiben zu lernen. Die einen begriffen es schneller, die anderen langsamer. Leider war es so, daß an meiner allerersten Schule, auf die ich bis Januar 2001 ging, das ganze noch sehr langsam unterrichtet wurde, also wirklich schnachlangsam muss ich schon sagen. Und oftmals war es dadurch für viele ein richtiger Krampf das mit dem Lernen und Schreiben.
Wir bekamen immer diese Arbeitsblätter wo wir den neu zu lernenden Buchstaben immer wieder und wieder und wieder schreiben mussten. Und je länger das so ging, umso mehr Frust staute sich in uns allen auf.
Ich weiß noch, daß ich im Dezember 2000 im Flur in der Wohnung meiner Urgroßmutter mit ihr stand und wir uns über alles mögliche unterhielten.
Sie kam mehr oder weniger spontan auf die Idee, mir das Alphabet selbst beizubringen. Dazu sagte sie den Namen des Buchstaben, und zeichnete den Buchstaben in Groß- und Kleinschreibung mit dem Finger auf der Tischdecke. Anschließend sollte ich diesen Buchstaben nachzeichnen und benennen. Nicht immer klappte das auf Anhieb, aber in aller Regel begriff ich das am Ende doch sehr schnell.
Sie ging mit mir an diesem Abend so das komplette Alphabet mit mir durch.
Es hat mir wirklich Spaß gemacht. Wir standen da bei winterlicher Dunkelheit, nur im Schein der Lichterkette eines vielleicht 80 cm großen Weihnachtsbaumes (also ein künstlicher, kein echter Baum), sonst war in der gesamten Wohnung kein Licht vorhanden. Doch es war hell genug, daß man alles in direkter Nähe zum Baum gut sehen und erkennen konnte.
Die von der Urgroßmutter gezeichneten Buchstaben konnte ich gut erkennen und nachzeichnen, ich konnte die Buchstaben alle korrekt benennen. Selbst Tage danach hatte ich zumindest das allermeiste im Kopf und konnte das richtig wiedergeben.
So kann Lernen auch funktionieren. Sie hatte innerhalb weniger Stunden und Tage das geschafft, woran die alte Schule bei mir gescheitert ist.
Als ich im Februar 2001 dann auf eine andere Schule ging (auf meinen Wunsch hin) war ich allen meinen Mitschülern was Lesen und Schreiben ging, deutlich überlegen. Ich konnte schon damals, wie es später auf dem Zeugnis hieß, bekannte wie auch unbekannte Texte flüssig lesen. Ich war zwar wie so viele andere auch, nicht ganz fehlerfri in allem, doch hatte ich im Gegensatz zu allen anderen Dank meiner Urgroßmutter und der “Vorbildung” aus der alten Schule schon sehr solide grundlegende Fähigkeiten darin.
Und noch eine Sache spielte mir ganz gewaltig in die Hände: Pokémon.
Im Beitrag zu Pokémon Rot und Blau den ich vor einigen Wochen hier postete schrieb ich ja so einiges zu Pokémon. Und wer diese Spiele kennt der wird sicherlich auch wissen, daß diese teils doch etwas textlastiger sein können. Das ständige Lesen von Texten im Spiel hielt mich tagtäglich sehr fit und half mir sowohl im Unterricht als auch privat sehr viel weiter.
Das Lernen zuhause wie ich es beschrieben habe, war weitaus schöner und besser als das Zwangslernen auf der Schule mitsamt den dazugehörigen Hausaufgaben.
Es war Lernen auf komplett freiwilliger Basis, völlig frei von Druck und Zwang. Und ich konnte davon profitieren.
Wie es wohl wäre, würden die Familien, die Verwandten der Schüler sowas machen so wie man es bei mir gemacht hat? Was wäre, wenn der Onkel, die Oma, die Tante oder wer auch immer, seinen bzw. ihren Beitrag dazu leisten würden, dem Schüler bzw. Kind etwas beizubringen? Wie wäre es wohl, wenn ein naher Verwandter des Kindes ihm die Zahlen und die grundlegenden Rechenregeln einfach und verständlich erklären würde, und ein anderer Verwandter das Lesen und Schreiben?
Gemeinschaftliches Lernen ist hier angesagt. Ohne Prüfungsdruck, ohne Stress, ohne Zwang und das auf freiwilliger Basis hin, sodass die intrinsische Motivation stets beibehalten bleibt.
Man sieht, Lernen geht auch komplett anders. Der Frontalunterricht ist kein wirklich geeignetes Mittel um den Bildungsauftrag der jeweiligen Institutionen vollkommen zu erfüllen. Vielmehr entpuppen sich viele Schulen als Kadettenanstalten wo mehr oder weniger nur auf blindem Gehorsam hin abgerichtet wird, ohne Dinge richtig zu hinterfragen. Nicht fragen, einfach machen, so lautet wohl die Devise dieser Schulen. Diese Anstalten stehen der persönlichen, individuellen Entwicklung gehörig im Weg und sorgen dafür, daß am Ende nur kaputte Menschen herauskommen, die das Leben nicht gelernt haben. Sie wurden auf Leistung hin trainiert, nicht auf Fähigkeiten und Kompetenzen hin. Was das Ergebnis davon ist, sieht man, wenn man sich anschaut was heute alles das Abitur bekommen kann und auf die Fachhochschulen und Universitäten gehen darf. Die Hochschulreife ist was anderes als die Hochschulzugangsberechtigung. Die dafür nötige geistige Reife haben heute immer weniger Menschen und das rächt sich immer mehr und mehr.
Es besteht ein dringender Bedarf an Bildungs- und Schulreformen welche leider seit Ewigkeiten nicht in Angriff genommen werden. Stattdessen wird einfach gesagt “das haben wir schon immer so gemacht” und es wird weiterhin der alte Kurs wie immer gefahren.
Man sollte die anfängliche Skepsis gegenüber neuen, alternativen, anderen Schulformen überwinden, sich ohne Denkverbote auf neue Ideen und Konzepte einlassen und dabei immer an die Kinder und Jungendlichen von heute und morgen denken. Das allerdings wird ein jahrelanger, wenn nicht gar jahrzehntelanger Prozess sein der vor sich hin zieht.
Leider sitzen noch zu viele zu alte Menschen in den Posten die die Entscheidungen treffen und diese sind natürlich kaum bereit, etwas an diesem leidigen Zustand gewaltig was zu verändern.
Dabei ist die Zeit eines neuen großen Umbruches so wie in den 60ern und 70ern längst überfällig. Die Menschheit muss neue Schritte wagen, auch wenn es einiges an Überwindung kostet.
Menschen, die das wirkliche Leben gelernt haben, können viel mehr bewegen und verändern. Man sollte wieder für das Leben lernen und nicht für die Schule, doch das müssen viele Menschen erstmal begreifen. Und lernen tut man sein Leben lang, bis zum letzten Atemzug. Was sind denn ein paar Scheine im Vergleich zu einem ganzen Menschenleben wert? Nichts, denn diese Scheine haben außer der Karriere keinen Mehrwert für das Leben. Der Mensch und nicht die reine Leistungserbringung muss wieder im Vordergrund stehen.