Dieses Thema schwirrte mir schon vor Tagen durch den Kopf und es wurde Zeit, mal dieses anzusprechen. Mir fiel zu diesem Artikel leider kein besserer Titel ein, aber besser das als gar nichts.
Die Macht der Algorithmen auf einigen Plattformen ist zwar unterschwellig und doch sehr gewaltig. Es kann Karrieren fördern und auch zerstören, es kann unsere Seh- und Hörgewohnheiten beeinflussen und das in jede Richtung. Algorithmen bestimmen den Medienkonsum. Darum soll es hier diesmal gehen. Es sind einfach nur einige Gedanken zu diesem Thema, nicht mehr und nicht weniger.
Jeder hat sicherlich schon mal davon gehört oder zumindest gelesen. Die Algorithmen von YouTube wie sie über die Jahre entwickelt wurden sind immer wieder mal ein Thema das so einige Leute beschäftigt. Da stellen sich so Fragen wie “wie bringe ich den Algorithmus dazu, mehr Klicks zu generieren?” Oder auch “was muss ich tun damit meine Videos häufiger in den Suchvorschlägen vorkommen?” Und auch sowas wie “wie gestalte ich meine Videos noch werbefreundlicher?” ist eine Art des manipulativen Eingriffs in das Verhalten des jeweiligen YouTubers und seiner Ausgestaltung der Inhalte seiner Videos.
Ein anderes Beispiel ist Spotify. Der Algorithmus kennt relativ bald die Hörgewohnheiten des jeweiligen Nutzers und wertet diese laufend immer wieder neu aus. Welche Genres bevorzugt der Hörer? Wie lang hört er sich die Lieder an? Wo hört er sie sich an, mobil oder am Desktop? Wie alt ist der Hörer? Welche Bands hört er sich an und wie oft und wie viel? Das und noch viel mehr weiß der Algorithmus über uns alle und gibt auf Basis dessen Suchvorschläge für Musik die ähnlich klingt oder unseren Geschmack treffen könnte. Und das relativ zielsicher.
Es kann ein Fluch und auch ein Segen zugleich sein. Je nachdem wie wichtig uns unsere Privatsphäre ist und was wir vom Algorithmus erwarten können.
Kontrolle, Beobachtung, Auswertung und Manipulation
Die Algorithmisierung des Alltages ist nicht immer so offensichtlich wie man sich das zunächst denkt. Das beste Beispiel das mir hierfür einfällt ist die Musik.
Durch TikTok, Spotify und Co. wurde die Musikwelt immer schnelllebiger. Wo man früher noch alle paar Jahre ein neues Album raushauen konnte ohne nicht gleich komplett in die Irrelevanz zu versinken, so ist das heute so nicht mehr möglich.
Der Algorithmus von Spotify will, daß man zumindest ein Lied alle paar Monate raushaut damit man als Künstler bzw. Band oder Musiker weiterhin relevant bleibt.
Ähnliches gibt es auch beispielsweise auf YouTube. Man muss sich schon ein wenig abstrampeln und regelmäßig was abliefern will man nicht, daß der Algorithmus einen damit abstraft, seine Relevanz zu velieren.
Durch die teils extrem kurzen Videos auf Plattformen wie TikTok kommt noch die Folge hinzu, daß der Konsum von Medieninhalten, in diesem Fall Musik und die dazugehörigen Videos, immer mehr dahin geht, daß alles immer kürzer gehalten wird.
Lange Intros sind kaum noch zu hören, meist wird Dank der aktuellen Entwicklung dazu übergegangen, gleich direkt mit der Strophe anzufangen oder mit dem Refrain. Auch hat sich alles dahingehend verändert, als daß die Lieder immer kürzer werden. Heute sind die meisten Lieder kaum 2 bis 3 Minuten lang was ein Anzeichen dafür ist, daß durch die immer schnelllebigere Welt die Aufmerksamkeitsspanne immer geringer wird und man sich dieser Entwicklung unnötigerweise anpasst statt etwas dagegen zu unternehmen.
Doch auch auf Facebook wird mit Algorithmen gespielt. Je nachdem was man sich anschaut, wo man seine Likes setzt, mit wem man kommuniziert und worüber man redet, wird mal mehr mal weniger treffsicher personalisierte Werbung ausgespielt. Auch die Vorschläge für Facebook-Gruppen und bestimmte Inhalte können durch Algorithmen maßgeschneidert sein.
Am Ende kennt dich das Internet besser als Du dich selbst..
Früher hieß es noch: Im Internet weiß keiner daß Du ein Hund bist.
Heute wissen alle nicht nur, daß Du ein Hund bist. Sie wissen auch wo Du wohnst, was deine Vorlieben sind, wie alt Du bist, ob Du Single, Verlobt oder Verheiratet bist und was nicht alles. Alles was Du im Internet tust, wissen die Algorithmen und die Menschen da draußen über dich.
Der Mensch ist längst komplett gläsern geworden könnte man meinen.
Doch so ganz gläsern ist man nicht wirklich, denn niemand gezwungen, jemals eine dieser Dienste im Internet nutzen zu müssen. Niemand ist gezwungen, all seine persönlichen Daten preisgeben zu müssen. Je weniger man ausquatscht, umso weniger weiß der Algorithmus über einen.
Wer nicht will, daß beispielsweise die eigenen Hörgewohnheiten vom Spotify-Algorithmus ausgekundschaftet und möglicherweise unterschwellig manipuliert werden, der benutzt einfach kein Spotify.
Mit Facebook sieht die Sache leider etwas anders aus. Einige werden sicherlich schon davon gehört haben, daß auf Facebook Schattenprofile angelegt werden, ob man das will oder nicht. Will heißen, selbst über Nichtnutzer dieser Plattform weiß der Algorithmus und damit Facebook selbst mehr als einem lieb ist.
Auf Facebook ist es das Ziel, Werbung so stark personalisiert wie möglich auszuspielen, denn Werbung bedeutet Geld für die Plattform und für die Werbetreibenden selbst. Denn es könnte ja sein daß der potentielle Kunde sich für das beworbene Produkt interessiert und es sich vielleicht kauft.
Die Macht des Algorithmus
Wer seine Webseite bewerben will, wer gesehen und gefunden werden will, der kommt heute kaum noch um Google herum. Doch um gesehen zu werden, muss man schon durchaus einigen Aufwand betreiben. Eine Sache die wichtig ist, ist das SEO, die Search Engine Optimization, zu deutsch Suchmaschinenoptimierung. Damit soll es möglich sein, den Algorithmus auf Google in einer Weise mit Input zu füttern daß man am Ende im Idealfall auf der 1. oder 2. Seite in der Suche landet.
Der Algorithmus kann für die eine Webseite über gesehen oder nichtgesehen, über Erfolg oder Scheitern entscheiden. Dabei wird dieser dann und wann mal angepasst wenn ich mich recht entsinne.
Wie das mit YouTube geht, habe ich anfangs schon angerissen. Wer nicht spurt, der verliert.
Es ist verständlich daß die genaue Funktionsweise des YouTube-Algorithmus nicht preisgeben wird um Missbrauch zu verhindern.
Doch durch genaue Beobachtung kann man zumindest einige Detaills selbst herausfinden und sein Verhalten was die Erstellung von Inhalten angeht, daran anpassen. Das bewirkt jedoch unter anderem auch, daß sich für den Algorithmus kräftig verbogen und verstellt wird.
Sich an einen Algorithmus anzupassen ist eine Verschwendung seines Charakters, seiner Individualität, seiner Persönlichkeit und seiner Einzigartigkeit.
Längst beherrschen Algorithmen in gewisser Weise unseren Alltag. Sie bestimmen die Hörgewohnheiten der Nutzer, sie bestimmen, wer welche Inhalte und welche Werbung angezeigt bekommt, sie bestimmen unser Konsumverhalten.
Du bist nicht der Kunde, Du bist das Produkt.
Damit trifft auch hier die Geschichte mit dem Warenfetisch zu welcher von Karl Marx einst beschrieben wurde.
Sowohl die Ersteller von Inhalten als auch die Konsumenten dieser Inhalte bezahlen mit ihrer eigenen Person für die angebotenen angeblich kostenlosen Dienstleistungen des Internets.
Die Entwickler jener Algorithmen zielen hauptsächlich darauf ab, daß die Nutzer dieser Dienste möglichst lange auf ihrer Webseite bleiben und diese möglichst häufig nutzen, also häufig wiederkehren.
Denn viel Traffic bedeutet viele Werbeeinnahmen und eine hohe Relevanz. Auch geht das mit einer hohen Bewertung auf Google einher und damit auch mit einer hohen Bekanntheit und Reichweite.
Dafür werden die Nutzer bzw. Konsumenten dieser Dienste im Netz als Verfügungsmasse verwendet so hart sich das auch erstmal anhört.
Je mehr Verfügungsmasse umso besser für die Webseitenbetreiber.
Die Art, wie Medien konsumiert werden, wird mit dem Ziel beeinflusst, möglichst lange auf den betreffenden Seiten zu verbleiben, nicht unbedingt “nur”, um dem Konsumenten jener Dienstleistungen etwas gutes zu tun. Algorithmen dienen dem eigenen Geschäftsmodell und fördern dieses auch durch zahllose Optimierungen, Verbesserungen, Anpassungen etc.
Algorithmen als Mittel zum Zweck
Wer sich etwa auf YouTube dem dortigen Algorithmus anpasst, wird auf Dauer seinen Charakter, seine Indidivualität und seine Persönlichkeit verlieren. Nicht direkt als Mensch, jedoch als Ersteller der Inhalte, denn diese sind am Ende im Fall eines Erfolges mehr oder weniger das Ergebnis einer Optimierung, einer Anpassung an den Algorithmus.
Wozu gibt es denn sonst auch die für Kanalbetreiber bereitgestellten Statistiken für ihre Videos? Unter anderem auch dafür, um herauszufinden, welche Inhalte wie lange geschaut werden, Herkunft, Alter, Geschlecht etc. kann man damit ebenfall leicht herausfinden. So kann der Kanalbetreiber gegebenenfalls seine Inhalte darauf zuschneiden und den Kanal bzw. seine Inhalte an den Algorithmus anpassen.
Denn Erfolg bringt Reichweite und Reichweite bringt auch Einnahmen durch Sponsoren und Werbegelder.
Auch YouTube bzw. Google profitiert davon, deshalb ist man auch so erpicht darauf, die Zuschauer solange wie möglich auf der Plattform bleiben zu lassen. Und dafür sind Algorithmen ein gutes Mittel um das Geschäftsmodell zu fördern und verbessern.
Wie schon erwähnt:
Du bist nicht der Kunde, Du bist das Produkt.
Ein ähnliches Verhaltensmuster ist auch auf Plattformen wie Spotify zu beobachten, doch dafür werde ich wohl, damit das hier nicht zu lang wird, einen eigenen Beitrag schreiben. Der Musikkonsum von heute ist das Ergebnis der Algorithmen die für die Geschäftsmodelle des Betreibers entwickelt wurden.
Ähnliches gilt für das im oberen Absatz beschriebene.
Und sollten einige Leute durch ihre Anpassung große Erfolge feiern, werden früher oder später andere versuchen, auf diesen Zug aufzuspringen um an diesem Erfolg teilzuhaben. Und wenn das Schule macht, ich denke ich brauche das nicht weiter auszuführen.
Das ganze sorgt nur mehr für eine gewisse Eintönigkeit in der Medienlandschaft, und das ganze wird unter anderem durch die Macht des Algorithmus gefördert.
Die Algorithmen kennen uns besser als wir uns selbst und das sollte sehr zu denken geben. Was wissen sie sonst noch über uns, über unser Leben, unsere Vorlieben, Gedanken, Geschmäcker, Beruf, Beziehungen, Lebensplanung etc.?
Wenn man alle Daten die durch jene Algorithmen gesammelt werden, aus allen Internetkonten der jeweiligen Person zusammentragen würde, dann käme je nach Umgang der Person mit seinen eigenen Daten ein mal mehr, mal weniger vollständiges Bild heraus. Doch ob und/oder inwieweit dieses Bild über diese Person mit der Realität übereinstimmt, steht auf einem anderen Blatt.
Wer erstmal alles über die betreffende Person weiß, kann sie theoretisch in beliebiger Weise manipulieren, sowohl in positiver als auch in negativer Hinsicht. Es dient dem Kommerz, dem Geschäftsmodell und der Gewinnmaximierung und das um jeden Preis. Kennen sie deine Vorlieben, können sie entsprechende Suchvorschläge machen die dich im Idealfall dazu bringen, möglichst lang auf der jeweiligen Plattform zu bleiben. Sie können deine Geschmäcker und Vorlieben auch subtil ändern.
Aufseiten der Kreativen, der Ersteller der Inhalte geht es kaum anders zu. Willst Du möglichst viel Erfolg haben, musst Du dich an den Algorithmus anpassen. Es kann das eigene Verhalten sein, es kann die Herangehensweise bei der Erstellung und Aufbereitung der eigenen Inhalte sein, es kann die Release-Strategie sein etc.
Es ist ein Spiel mit der Psychologie. Es ist Dopamin für und gegen Geld.
Ganz gleich ob die Dienstleistungen angeblich kostenlos sind oder nicht, man bezahlt immer. Wenn etwas “kostenlos” ist, bezahlt man mit seiner Privatsphäre und seinen Daten. Wenn etwas kostet und man wirklich sein Geld dafür raushaut, so zahlt man trotzdem mit seinen Daten und obendrauf mit seinem Geld.
Im Internet wissen sie nicht nur, daß Du (k)ein Hund bist, sie wissen auch sonst alles über dich was Du hier und da von dir preisgibst.
Und niemals darf man vergesssen:
Du bist nicht der Kunde, Du bist das Produkt.
Wir sind es alle, ganz gleich wie und was wir tun. Ob es uns gefällt oder nicht.